Lösung Anwendung drei Verfahren

Version 15.1 von Martin Rathgeb am 2025/04/06 22:16

Aufgabenstellung:
Gegeben ist die Polynomfunktion \(f\) mit \(f(x) = x^4 - 4x^2 + 3\). Untersuche, für welche Werte von \(x\) die Ungleichung \(f(x) > 0\) erfüllt ist. Vergleiche dazu die drei grundlegenden Verfahren zur Bearbeitung einer Polynomungleichung:

Lösungsschritte:

  1. Tabellarisches Verfahren (Teil 1).

Wertetabelle I (ganzzahlige Werte):

\(x\)      \(-2\)\(-1\)\(0\)\(1\)\(2\)
\(f(x)\)   \(3\) \(0\) \(3\)\(0\) \(3\)

Interpretation:
Die Funktion nimmt in diesen Punkten ausschließlich nicht-negative Werte an. Nur bei \(x = \pm 1\) wird der Funktionswert null. Zwischen diesen Punkten bleibt das Verhalten unklar – wir sehen noch keine negativen Werte. Eine genauere Untersuchung ist nötig.

2. Tabellarisches Verfahren (Teil 2).

Wertetabelle II (ergänzende Zwischenwerte):

\(x\)      \(-2\)\(-1{,}5\)\(-1\)\(-0{,}5\)\(0\)\(0{,}5\)\(1\)\(1{,}5\)\(2\)
\(f(x)\)   \(3\) \(-0,...\)\(0\) \(+2,...\)\(3\)\(+2,...\)\(0\) \(-0,...\)\(3\)

Interpretation:
i) Also gilt \(f(x)>0\) für alle \(x\) kleiner -2, für alle \(x\) zwischen -1 und +1 und für alle \(x\) größer +2.
ii) Entsprechend gilt \(f(x)<0\) für alle \(x\) zwischen -1,5 und -1 und für alle \(x\) zwischen +1 und +1,5.
iii) Hingegen liegt in den Intervallen \(]-2; -1,5[\) und \(]+1,5; +2[\) jeweils mindestens eine Nullstelle von \(f\), denn bei beiden Intervallen haben die Funktionswerte an den Rändern verschiedene Vorzeichen.

3. Graphische Skizze:

i) Der Graph von \(f\) ist symmetrisch zur y-Achse, denn \(f\) ist gerade, denn die im Funktionsterm der Polynomfunktion \(f\) auftretenden x-Potenzen sind allesamt gerade.
ii) Der Graph von \(f\) kommt von links oben und geht nach rechts oben, denn die Vergleichsfunktion von \(f\) ist die Potenzfunktion \(g\) mit \(g(x)=x^4\).
iii) Der Graph von \(f\) schneidet der Wertetabelle gemäß die x-Achse zwischen -2 und -1,5 (VZW +/-), bei \(x=-1\) (VZW -/+), bei \(x=+1\) (VZW +/-) und zwischen +1,5 und +2 (VZW -/+).
iv) Also gilt \(f(x)>0\) zunächst bis zur ersten Nullstelle (zwischen -2 und -1,5 gelegen), weiter zwischen den Nullstellen -1 und +1 und zuletzt ab der vierten Nullstelle (zwischen +1,5 und +2 gelegen).

4. Rechnerisches Verfahren:

i) Faktorisieren: \(f(x) = x^4 - 4x^2 + 3 = (x^2 - 1)(x^2 - 3) = (x -(-\sqrt{3})(x -(- 1))(x - (+1))(x - (+\sqrt{3})\)
ii) Nullstellen (jeweils 1-fach): \(\pm \sqrt{3}; \pm 1\)
iii) Vorzeichenanalyse:

 Intervall                          Testwert  Vorzeichen von \(f(x)\) 
-
 \(x < -\sqrt{3}\)         \(x = -2\)  \(f(x) = 3 > 0\) 
 \((-\sqrt{3}, -1)\)      \(x = -1{,}5\)  \(f(x) = -0{,}9375 < 0\) 
 \((-1,\ 1)\)             \(x = 0\)  \(f(x) = 3 > 0\) 
 \((1,\ \sqrt{3})\)       \(x = 1{,}5\)  \(f(x) = -0{,}9375 < 0\) 
 \(x > \sqrt{3}\)         \(x = 2\)  \(f(x) = 3 > 0\) 

iv) Gesuchte Lösung:
\(f(x) > 0\) ist erfüllt für \(\mathbb{L}=]-\infty; -\sqrt{3}[ \cup ]-1; +1[ \cup ]\sqrt{3}; +\infty[\)

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5. Vergleich der Verfahren:

- Das tabellarische Verfahren gibt erste Hinweise auf das Verhalten der Funktion, eignet sich zur Erkundung durch systematisches Probieren, bleibt aber ungenau bei der Bestimmung von Nullstellenpositionen.
- Das graphische Verfahren bietet anschauliche Orientierung: Vorzeichenwechsel, Lage zur x-Achse und Symmetrie werden sichtbar. Es stützt das funktionale Verständnis, ist aber zeichengenauigkeitsabhängig.
- Das rechnerische Verfahren liefert exakte Aussagen zu Nullstellen, Intervallen und Lösungsmenge. Es ist unverzichtbar für formale Sicherheit, setzt jedoch algebraische Fähigkeiten voraus.

Didaktisch:  
Die Verfahren stehen in einer natürlichen Lernprogression:  
Vom konkreten Probieren (Tabelle) über das visuelle Erfassen (Graph) hin zum symbolischen Durchdringen (Rechnung). Ihr Zusammenspiel stärkt nachhaltiges Verständnis für das Verhalten ganzrationaler Funktionen.

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Zusammenfassung:  
- Das tabellarische Verfahren zeigt erste Hinweise auf Nullstellen und Verläufe.
- Das graphische Verfahren unterstützt die visuelle Einschätzung von Steigung und Vorzeichenbereichen.
- Das rechnerische Verfahren liefert die exakte Lösung in Produktform und damit eine genaue Bestimmung der Lösungsmenge.

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