Lösung Anwendung drei Verfahren

Version 3.1 von Martin Rathgeb am 2025/04/06 23:18

Aufgabenstellung:
Gegeben ist die Polynomfunktion f mit f(x) = x^4 - 4x^2 + 3. Untersuche, für welche Werte von x die Ungleichung f(x) > 0 erfüllt ist. Vergleiche dazu die drei grundlegenden Verfahren zur Bearbeitung einer Polynomungleichung:

Lösungsschritte:

  1. Tabellarisches Verfahren.

    1. Wertetabelle I (ganzzahlige Werte):
    x      -2-1012
    f(x)   3 0 30 3
    Interpretation:
    Die Funktion nimmt in diesen Punkten ausschließlich nicht-negative Werte an. Nur bei x = \pm 1 wird der Funktionswert null. Zwischen diesen Punkten bleibt das Verhalten unklar – wir sehen noch keine negativen Werte. Eine genauere Untersuchung ist nötig.
    1. Wertetabelle II (ergänzende Zwischenwerte):
    x      -1{,}5-0{,}50{,}51{,}5
    f(x)   -0{,}93752{,}43752{,}4375-0{,}9375
    Interpretation:
    Nun zeigt sich: In den Intervallen (-\sqrt{3},\ -1) und (1,\ \sqrt{3}) ist f(x) < 0. Dazwischen sowie außerhalb dieser Bereiche nimmt f(x) positive Werte an. Das deutet auf **vier Nullstellen** und drei Intervallbereiche für das Vorzeichenverhalten hin.

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3. **Graphische Skizze:**

Die Funktion ist **geraden Grades** (4) mit **positivem Leitkoeffizienten** (1). Daraus folgt:  
- {{formula}}\lim_{x \to \pm \infty} f(x) = +\infty{{/formula}}  
- Die Funktion ist **achsensymmetrisch**, da alle Potenzen gerade sind.  
- Die vorherige Tabelle zeigt, dass der Graph in der Nähe von {{formula}}x = \pm 1{{/formula}} die x-Achse berührt und dazwischen negativ wird.

**Lage zur x-Achse:**
- Nullstellen: {{formula}}x = -\sqrt{3},\ -1,\ 1,\ \sqrt{3}{{/formula}}
- Graph liegt **oberhalb der x-Achse** für:
  - {{formula}}x < -\sqrt{3}{{/formula}}
  - {{formula}}-1 < x < 1{{/formula}}
  - {{formula}}x > \sqrt{3}{{/formula}}

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4. **Rechnerisches Verfahren:**

Faktorisieren:

{{formula}}f(x) = x^4 - 4x^2 + 3 = (x^2 - 1)(x^2 - 3) = (x - 1)(x + 1)(x - \sqrt{3})(x + \sqrt{3}){{/formula}}

**Nullstellen:**

{{formula}}x = -\sqrt{3},\ -1,\ 1,\ \sqrt{3}{{/formula}}

**Vorzeichenanalyse:**

| Intervall                         | Testwert | Vorzeichen von {{formula}}f(x){{/formula}} |
|----------------------------------|----------|---------------------------------------------|
| {{formula}}x < -\sqrt{3}{{/formula}}        | {{formula}}x = -2{{/formula}} | {{formula}}f(x) = 3 > 0{{/formula}} |
| {{formula}}(-\sqrt{3}, -1){{/formula}}     | {{formula}}x = -1{,}5{{/formula}} | {{formula}}f(x) = -0{,}9375 < 0{{/formula}} |
| {{formula}}(-1,\ 1){{/formula}}            | {{formula}}x = 0{{/formula}} | {{formula}}f(x) = 3 > 0{{/formula}} |
| {{formula}}(1,\ \sqrt{3}){{/formula}}      | {{formula}}x = 1{,}5{{/formula}} | {{formula}}f(x) = -0{,}9375 < 0{{/formula}} |
| {{formula}}x > \sqrt{3}{{/formula}}        | {{formula}}x = 2{{/formula}} | {{formula}}f(x) = 3 > 0{{/formula}} |

**Gesuchte Lösung:**  
{{formula}}f(x) > 0{{/formula}} ist erfüllt für

**L** = {{formula}}(-\infty,\ -\sqrt{3}) \cup (-1,\ 1) \cup (\sqrt{3},\ \infty){{/formula}}

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5. **Vergleich der Verfahren:**

- Das **tabellarische Verfahren** gibt erste Hinweise auf das Verhalten der Funktion, eignet sich zur Erkundung durch systematisches Probieren, bleibt aber ungenau bei der Bestimmung von Nullstellenpositionen.
- Das **graphische Verfahren** bietet anschauliche Orientierung: Vorzeichenwechsel, Lage zur x-Achse und Symmetrie werden sichtbar. Es stützt das funktionale Verständnis, ist aber zeichengenauigkeitsabhängig.
- Das **rechnerische Verfahren** liefert exakte Aussagen zu Nullstellen, Intervallen und Lösungsmenge. Es ist unverzichtbar für formale Sicherheit, setzt jedoch algebraische Fähigkeiten voraus.

**Didaktisch:**  
Die Verfahren stehen in einer natürlichen Lernprogression:  
Vom **konkreten Probieren (Tabelle)** über das **visuelle Erfassen (Graph)** hin zum **symbolischen Durchdringen (Rechnung)**. Ihr Zusammenspiel stärkt nachhaltiges Verständnis für das Verhalten ganzrationaler Funktionen.

{{/loesung}}

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**Zusammenfassung:**  
- Das **tabellarische Verfahren** zeigt erste Hinweise auf Nullstellen und Verläufe.
- Das **graphische Verfahren** unterstützt die visuelle Einschätzung von Steigung und Vorzeichenbereichen.
- Das **rechnerische Verfahren** liefert die exakte Lösung in Produktform und damit eine genaue Bestimmung der Lösungsmenge.

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